ARBEITSKREIS PATRISTIK

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Bericht über die Jahrestagung des Arbeitskreises Patristik vom 29.-31.3.2019 in Bonn

Das antike Christentum und die politische Macht

Organisation: Sebastian Lüke, Niklas Seidensticker

Der Arbeitskreis Patristik dient als offenes Forum für Forschende, deren Arbeit Bezug zum Gebiet der Patristik hat. Die seit 2001 regelmäßig von wechselnden Universitäten ausgerichtete Jahrestagung des Arbeitskreises bietet insbesondere Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftlern die Möglichkeit zum interdisziplinären Austausch verschiedener Fachrichtungen, u. a. der Theologie, der Philosophie, der Kirchengeschichte und der Klassischen Philologie.
Die diesjährige Jahrestagung zum Thema „Das antike Christentum und die politische Macht“ fand vom 29.-31. März 2019 zum zweiten Mal an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn statt und wurde von der Abteilung für Alte Kirchengeschichte und Patrologie des Instituts für Kirchengeschichte der Katholisch-Theologischen Fakultät (KTF) organisiert. Die Planung und Durchführung der Tagung lag bei Sebastian Lüke (WMA, Lehrstuhl AKG) und Niklas Seidensticker (SHK, Lehrstuhl AKG). Dankenswerterweise konnten wir dieses Symposium in den Räumen des Erzbischöflichen Theologenkonvikts „Collegium Albertinum“ veranstalten. Dabei konnten wir von der freundlichen Unterstützung seitens des Erzbistums Köln sowie den Zuschüssen der KTF profitieren.

Wir haben uns gefreut, 26 Teilnehmer*innen (darunter Gäste aus Österreich, der Schweiz, Russland, den Vereinigten Staaten von Amerika, Georgien und Kamerun) begrüßen zu dürfen.

Den Eröffnungsvortrag zum Thema „Römisch-bischöfliche Briefrhetorik in der Spätantike und der Einfluss des Römischen Rechts“ hielt am Freitagabend Herr Prof. Dr. Christian Hornung. Dabei legte er dar, wie vom 4. zum 5. Jh. sich Stil und Form der offiziellen Korrespondenz der römischen Bischöfe an das kaiserliche Konstitutionenwesen anlehnen, wobei insbesondere der römische Bischof Siricius (384-399 n.Chr.) als exemplarischer Vertreter der Gattung der Dekretale gelten kann.
An den beiden Seminartagen hatten auch die Teilnehmenden Gelegenheit, ausgewählte Einblicke in ihre Forschungen zu gewähren. Mit ihrem Initialvortrag zu „Gott als politischer Instanz in De mortibus persecutorum“ konnte Frau Gianna Zipp (Evangelische Theologie, Mainz) aufschlussreich darlegen, wie der nordafrikanische Schriftsteller Laktanz (ca. 250-325) zu Beginn des 4. Jh. v. a. den Tod des letzten Christenverfolgers, Kaiser Diokletians, als Gottesstrafe deutet.
Anschließend führte Herr Joachim Braun (Katholische Theologie, Eichstätt) die Zuhörenden thematisch in orientalische Gefilde, als er „Die Nachararisierung der Armenischen Kirche“ beschrieb, welche die Inkulturation des Bischofsamtes in die armenische Stammesgesellschaft und die Bindung eines Bischofs an einen Nacharar (Fürst) im Zuge der Christianisierung des Kaukasuslandes darstellt.
Frau Daria Otto (Katholische Theologie, Wien) referierte zu einem Thema der patristischen Exegese; sie zeichnete nach, wie der Mailänder Bischof Ambrosius (ca. 334-397) den alttestamentlichen König David als reuigen Herrscher darstellt und so Kaiser Theodosius die Übernahme einer Kirchenbuße als gottgefällig empfiehlt. Zur Vertiefung leitete Frau Otto einen Workshop, der zur quellengestützten Untermauerung ihrer Thesen diente.
Die Mainzer katholische Theologin Katharina Pultar zeigte Deutungsmuster der Geschehnisse der Völkerwanderung anhand der beiden gallischen Autoren Sulpicius Severus (ca. 363-420) sowie Salvian v. Marseille (ca. 400-480) auf und stellte dabei insbesondere Vereinnahmungstendenzen und Transformationsprozesse der „Romidee“ bzw. Topoi der römischen Geschichtsschreibung dar. Danach präsentierte Frau Annemarie Leitner (Katholische Theologie, Regensburg) zwei lyrische westgotische Grabinschriften aus dem 7. Jh., anhand derer der trauernde König in einer Haltung der Demut dargestellt wird.
Thematisch anschließend hielt Herr Stefan Pabst (Katholische Theologie, Bochum) einen Workshop über den westgotischen Bischof Julian v. Toledo (ca. 640-690), der erzählerisch darlegt, mit welchen Eigenschaften der für ihn ideale König ausgestattet sein soll.
Der Wuppertaler klassische Philologe Martin Schmidt zeichnete in seinem Workshop die Sicht des Laktanz auf das christlich-staatliche Verhältnis nach. Das zeitgenössische Christentum, das auf eine unsichere Vergangenheit zurückblickt, eine akute, staatliche Verfolgung erlebt, schaut schließlich – durch kaiserliches Wohlwollen gefördert – optimistisch in die Zukunft.
Im Rahmen der Tagung fand eine kurzweilige Führung durch die Innenstadt Bonns statt, bei der die zahlreichen auswärtigen Teilnehmer*innen Wissenswertes über Geschichte und Gegenwart der Bundesstadt durch Herrn Markus Dockter erfuhren. Ebenfalls zum Rahmenprogramm zählte, neben einem ökumenischen Morgenlob mit P. Christian Tauchner SVD, eine Führung durch das Franz Joseph-Dölger Institut, Arbeitsstelle der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften und der Künste, welche mit der interdisziplinären Arbeitsweise der angesiedelten Projekte vertraut machte. Die nächste Jahrestagung des Arbeitskreises Patristik wird vom 20.-22.03.2020 an der katholischen Universität Eichstätt stattfinden.

 
Bericht im PDF-Format

Veröffentlicht: 29.10.2019 Kontakt zum Veranstalterteam 2019 Letzte Änderung: 29.10.2019


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