ARBEITSKREIS PATRISTIK

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Bericht über die Jahrestagung des Arbeitskreises Patristik vom 19.-21.04.2013 in Bonn

Recht und Rechtskonzeptionen in der Alten Kirche

Vorbereitungsteam: Hanno Dockter, Christian Hornung, Christine Mühlenkamp, Sarah Pelzer und Daniel Weisser

20 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Deutschland, Österreich und der Schweiz haben sich zur diesjährigen Jahrestagung in Bonn eingefunden, um zum Thema  „Recht und Rechtskonzeptionen in der Alten Kirche“ Vorträge zu hören, Texte zu lesen und das Gelesene zu diskutieren.

Den Eröffnungsvortrag zum Thema „Die Anfänge des synodalen Kirchenrechts“ hielt am Freitagabend Prof. Dr. Georg Schöllgen im Senatssaal der Universität Bonn. Er gab uns einen ersten Einblick in die Themen und Fragen, die uns an diesem Wochenende begleiten sollten: Wie kommt es in der frühen Kirche, die zunächst über kein gemeindeübergreifendes Institut der Verbindlichkeit verfügt, zur Entstehung rechtlicher Bestimmungen und Strukturen? Prof. Schöllgen stellte Schlüsseltexte zur Entstehung und zum Selbstverständnis der Synoden vor. Hierbei ging er u. a. der Frage nach, wie Synoden Autorität erlangten, und konnte aufzeigen, dass hierfür die Anzahl der auf einer Bischofsversammlung anwesenden Bischöfe entscheidend war: Die Autorität einer Synode ergibt sich aus der Summe der bischöflichen Einzelautoritäten.

Die erste Hälfte des Samstages war Vorträgen zu Einzelthemen des frühen Kirchenrechts gewidmet. Christian Hornung machte uns mit „Form und Stil römisch-bischöflicher Schreiben im vierten und fünften Jahrhundert“ vertraut. Die Wende vom 4. zum 5. Jahrhundert markiert für die römische Bischofsgeschichte eine deutliche Zäsur; der römische Bischof beansprucht jetzt mehr und mehr einen gesamtkirchlichen Vorrang für den Westen und den Osten. Briefe, die er zumeist als Antworten in die verschiedenen Regionen der Oikumene verschickt, haben eine Form und einen Stil, die von den kaiserlichen Konstitutionen her bekannt sind. Der römische Bischof nimmt damit formal in der Kirche die Position ein, die der Kaiser im Römischen Reich hat, so Hornungs pointierte These.     

Teodor Tăbuş geleitete uns dann zeitlich einige Jahrhunderte weiter, in die Zeit Justinians. Anhand ausgewählter Beispiele führte er uns die Religionsgesetzgebung des Kaisers vor Augen. Das Thema seines Vortrags lautete „Die kaiserliche Gesetzgebung als Festigung des Kaisertums am Beispiel Justinians“. Tăbuş zeigte auf, wie Justinians politisches Handeln durch sein religiöses Bekenntnis bestimmt ist, das letztlich eine konsistente Religionsgesetzgebung stimuliert.

Weil ein weiterer geplanter Vortrag kurzfristig abgesagt werden musste, hat das Bonner Planungsteam spontan umdisponiert und die Gruppe stattdessen durch die Redaktionsräume und die Bibliothek des Franz Joseph Dölger-Instituts zur Erforschung der Spätantike geführt. Dieser improvisierte Programmpunkt erwies sich als echtes Highlight, da alle Freude daran hatten, die Geburtsstätte des als „Hilfsmittel“ für unsere Zunft unentbehrlichen Reallexikons für Antike und Christentums zu sehen.

In Anknüpfung an bewährte Traditionen durfte die Arbeit an Quellentexten natürlich nicht fehlen. Der Nachmittag gehörte drei Lektüre- und Diskussionsworkshops zu den drei Säulen des frühen Kirchenrechts: Die sog. Kirchenordnungen (Christine Mühlenkamp); Synodenprotokolle und -canones (Andreas Weckwerth); römisch-bischöfliche Schreiben (Christian Hornung). Auf diese Weise konnte man Texte, die nicht im Fokus der eigenen Forschungsarbeit stehen, kennenlernen, aber auch vermeintlich Wohlbekanntes mit der Perspektive der anderen neu beleuchten.

Neben der thematischen Arbeit spielt der persönliche Austausch untereinander bei den Tagungen des AKs eine wichtige und schöne Rolle: Man setzt einander ins Bild über eigene Projekte, aktuelle Forschungsthemen, Neuigkeiten von den verschiedenen Lehrstühlen und Instituten in Deutschland und darüber hinaus. Dazu war jeweils abends Gelegenheit, sei es in einer Bonner Lieblingspizzeria, auf einem stadthistorischen Rundgang durch das frühlingsgrüne Bonn (geführt von Markus Dockter) oder im Sälchen einer bewährten Kölschkneipe.

Am Sonntag hielt Prof. Dr. Ernst Dassmann im Rahmen der Gemeindemesse in der Bonner Pfarrkirche St. Marien eine „patristische Predigt“ zum Tagesevangelium vom Guten Hirten. Dabei sprach er nicht nur über die Auslegung der Perikope bei Augustinus, sondern umriss auch der Gemeinde die Patristik und ihr Anliegen in so prägnanten und gut gesetzten Worten, dass die Teilnehmer der Jahrestagung einander angetan zunicken mussten.

Der anschließende Ausklang beim Mittagessen in einem bahnhofsnahen Café stand denn auch schon im Zeichen der Vorfreude auf die Jahrestagung 2014. Diese wird vom 4.-6. April in Heidelberg zum Thema „Ausprägungen christlicher Ethik in der Alten Kirche“ stattfinden.

Der Gemeinschaft der Freunde und Förderer der Katholisch-Theologischen Fakultät, die die Ausrichtung der Tagung mit einer großzügigen finanziellen Unterstützung möglich gemacht hat, sei von Seiten der Organisatoren ein herzlicher Dank ausgesprochen!

AK Patristik Jahrestag 2013 Bonn Gruppenfoto

Vor dem Bonner Münster (von links nach rechts): Hanno Dockter, Gregor Emmenegger, Teodor Tăbuş, Anneliese Felber, Tatjana Bink, Christian Hornung, Felix Resch, Daniel Weisser, Sara Stöcklin, Notker Baumann, Katharina Pultar, Theresa Nesselrath, Esther Verwold, Sarah Pelzer, Se Bin Kim, Christine Mühlenkamp; es fehlen Alfred Breitenbach, Christian Gers-Uphaus, Christopher Nunn, Andreas Weckwerth.

 
Bericht im PDF-Format

Veröffentlicht: 22.07.2013 Kontakt zum Veranstalterteam 2013 Letzte Änderung: 22.07.2013


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